Festrede
20. Hambacher Bikerfest am 4. August 2018 MID
Motorrad Initiative Deutschland e.V. |
Sehr
geehrte Damen und Herren, liebe Bikerinnen und Biker,
bereits
zum zwanzigsten Mal versammeln wir uns hier am Hambacher Schloß,
um unter dem Motto „für Verkehrssicherheit -gegen Diskriminierung“ unsere
Stimme als motorisierte Zweiradfahrer und mündige Bürger zu Gehör zu bringen.
Wie
üblich, möchte ich zum Einstieg noch einmal kurz erläutern, wer Euer Gastgeber
bei dem heutigen Event ist. Das Hambacher Bikerfest
wird von der MID, ausgeschrieben „Motorrad Initiative Deutschland e.V.“,
veranstaltet. Die MID wurde 1997 gegründet und ist das Koordinierungsgremium
der deutschen Motorradfahrerverbände. Mit der MID haben wir eine Plattform
geschaffen, gemeinsame Positionen zu motorradpolitischen Themen zu erarbeiten
und die politische Arbeit der Fahrerverbände zu koordinieren.
Das ist
nicht immer einfach und gelingt auch nicht in allen Fällen. Das fängt schon
damit an, daß alle Verbandsvertreter ehrenamtlich
tätig sind und „nebenbei“ noch einer zeitintensiven Erwerbstätigkeit nachgehen.
Wenn die politische Arbeit der Fahrerverbände aber keine
Beschäftigungstherapie, sondern wirksame Vertretung der Interessen aller
motorisierten Zwei-und Dreiradfahrer sein soll, ist eine Vielzahl von
Einzelmeinungen wenig hilfreich. Ernst genommen werden wir nur dann, wenn wir
mit einer Stimme sprechen.
In der MID
haben alle Verbände die Chance, sich wirksam einzubringen, egal ob groß oder
klein. Der gemeinsame Auftritt verleiht uns ein Gewicht, das ein einzelner
Verband nie erreichen könnte. Über die MID können wir zudem unsere knappen
Ressourcen bündeln.
Die MID
ist seit vielen Jahren kompetente Ansprechpartnerin der Politik, der Behörden
und der Öffentlichkeit. Mit unseren Positionspapieren zum „Vorbeifahren an
Kolonnen“ und zur Umsetzung der 3. EU-Führerscheinrichtlinie in deutsches Recht
haben wir bewiesen, daß die Fahrerverbände einen
wichtigen, fachlich fundierten Beitrag zu Gesetzgebungsverfahren liefern
können. Die MID ist also die Verkörperung des alten Sponti-Spruchs: „gemeinsam
sind wir unausstehlich“.
Entstanden
ist das Hambacher Bikerfest vor 19 Jahren aus einer
Veranstaltung der Sportgemeinschaft Stern, der Betriebssportgruppe der
damaligen Daimler Chrysler AG. Seither hat sich „Hambach“
zu einem Begriff in der Motorrad-Community und zum bundesweit beachteten Event
der Fahrerverbände entwickelt. 2010 konnten wir unser Veranstaltungskonzept auf
einer internationalen Konferenz der EU-Kommission vorstellen sowie einer
Delegation US-amerikanischer Straßenbauer präsentieren. Ohne große Übertreibung
kann man also sagen: die Welt schaut auf die MID und auf unser Bikerfest am Hambacher Schloß.
Und das trotz der nicht immer einfachen Rahmenbedingungen, mit denen wir leben
müssen.
Denn als „Hobby-Politiker“ stoßen wir manchmal an die Grenzen unserer
Möglichkeiten. Wir können also wirklich stolz darauf sein, was wir in den
vielen Jahren erreicht haben.
Was macht
das Hambacher Bikerfest so besonders? Zum einen
natürlich der Bezug zum historischen Hambacher Fest von 1832, das
Demokratiegeschichte schrieb. Damals wie heute zogen die Teilnehmer hinauf zum
Hambacher Schloß, um ihre politischen Forderungen der
Öffentlichkeit zu präsentieren. Damals wie heute gab es politische Festreden
auf dem Schloßberg, wenn auch mit unterschiedlichen
Schwerpunkten. Und damals wie heute kam das Feiern nicht zu kurz.
Das
Hambacher Bikerfest ist aber nicht nur eine
Demonstration für die Rechte von Motorradfahrern.
Denn wir wollen nicht nur auf Mißstände aufmerksam
machen, sondern positive Signale aussenden. Mit den externen Festvorträgen, von
Beginn an fester Bestandteil unseres Konzepts, bieten wir eine Plattform,
ermutigende Beispiele vorzustellen, wie die Verkehrssicherheit auf Deutschlands
Straßen auch für die besonders gefährdete Gruppe der motorisierten Zwei-und
Dreiradfahrer verbessert werden kann.
In den
letzten Jahren wurden zudem zehn Städte und Gemeinden, von Eckernförde bis
Garmisch, von der MID als „Motorradfreundliche Stadt in Deutschland“
ausgezeichnet, ein in Europa bis heute einmaliger Titel. 2004 wurde erstmals
eine Behörde, die Niederlassung Euskirchen des Landesbetriebs Straßenbau
Nordrhein-Westfalen, als besonders motorradfahrerfreundlich ausgezeichnet. Vor
vier Jahren konnten wir den Preis sogar an einen ganzen Landkreis übergeben.
Mit dieser
Auszeichnung wollen wir zur Nachahmung anregen, wie sich an der Zahl der
Preisträger zeigt, mit beachtlichem Erfolg. Trotzdem gab es auch Jahre, in
denen wir trotz aller Bemühungen keine geeignete Preisträgerin finden konnten.
Das zeigt, daß für uns noch viel zu tun bleibt.
Was hat
sich in den knapp 20 Jahren, in denen wir uns hier in Hambach
treffen, verändert?
Wie schon angesprochen, lautet das Motto des Hambacher Bikerfests
„für Verkehrssicherheit -gegen Diskriminierung“. Beim Thema „Verkehrssicherheit
für Motorradfahrer“ hat es in diesen Jahren deutliche Fortschritte gegeben.
Seit langem sind die Unfallzahlen auf Deutschlands Straßen rückläufig, auch in
der Gruppe der motorisierten Zwei-und Dreiradfahrer. So sank die Zahl der im
Straßenverkehr getöteten Motorradfahrer zwischen 1999 und 2017 von 981 auf 583.
Das ist ein Rückgang von mehr als 40 %.
Im
gleichen Zeitraum hat sich der Fahrzeugbestand bei zugelassenen Kraftfahrzeugen
auf zwei und drei Rädern aber mehr als verdoppelt. 40 % weniger Tote bei
doppelt so vielen zugelassenen Fahrzeugen: das ist mehr als erfreulich. Leider
berichtet man darüber nur selten in den Medien. Dort wird viel lieber über die
„hirnlosen Raser“ und „potentiellen Organspender“ schwadroniert.
Natürlich
ist jeder Verkehrstote ein Toter zu viel, egal ob er im Auto, als Fußgänger
oder als motorisierter Zweiradfahrer ums Leben kommt. Nach den Erfolgen der
Vergangenheit wird es immer schwieriger, die Unfallzahlen und damit auch die
Zahl der getöteten Motorradfahrer weiter zu senken. Trotzdem zeigt
der langjährige Trend eindeutig nach unten und das bei weiter steigenden
Bestandszahlen.
Eine gute
Investition in die Verkehrssicherheit von Motorradfahrern ist die Verbesserung
der Straßeninfrastruktur. Im Oktober 2007 wurde das sogenannte MVMot, das „Merkblatt zur Verbesserung der
Verkehrssicherheit auf Motorradstrecken“ der Forschungsgesellschaft für Straßen-und
Verkehrswesen, veröffentlicht. An der Erstellung des MVMot
haben wir als MID intensiv mitgearbeitet. Das Merkblatt hat für den Straßenbau
und die Straßenunterhaltung neue Maßstäbe gesetzt. Heinrich Bergerbusch hatte
2011 an dieser Stelle über die positiven Erfahrungen mit dem Einsatz des MVMot in Nordrhein-Westfalen berichtet.
Auch das
Land Rheinland-Pfalz arbeitet seit vielen Jahren nach den Regeln des MVMot. Ein Beispiel ist die B 48 zwischen Johanniskreuz und
Hochspeyer, nicht weit entfernt von hier. Dieser Straßenabschnitt wurde vor
einigen Jahren auf MVMot-Standard gebracht.
Fahrbahnreparaturen mit griffigem Straßenbelag, verdichtet aufgestellte
Leitpfosten zur Verdeutlichung des Straßenverlaufs, der Abbau unnötiger
Leitplanken, zusätzlicher Unterfahrschutz an unfallträchtigen Stellen und der
Ersatz von Leitplanken durch Erdwälle zeigen, wie man es richtig macht. Auch
sogenannte „Rüttelstreifen“ vor gefährlichen Kurven, die Motorradfahrer zur
Reduzierung der Geschwindigkeit veranlassen sollen, sind in Rheinland-Pfalz im
Einsatz.
In den
letzten Jahren wurden zudem Schulungen der Mitarbeiter der Straßenmeistereien
durchgeführt, die zunächst nur zögerlich angenommen wurden. Spätestens im
praktischen Teil stießen sie aber auf ausgesprochen positive Resonanz. Denn der
Blick aus der Perspektive der motorisierten Zweiradfahrer hat häufig zu
„Aha-Erlebnissen“ geführt. Daß von den getroffenen
Maßnahmen auch die Radfahrer profitieren, ist ein zusätzliches, starkes
Argument für das MVMot.
Der
„Arbeitskreis Motorradsicherheit“ der FGSV, in dem wir als Vertreter der
Motorradfahrer weiterhin aktiv mitarbeiten, beschäftigt sich seit Jahren mit
der Weiterentwicklung des MVMot.
Das
überarbeitete MVMot, umgangssprachlich MVMot 2.0 genannt, ist nach mehreren Abstimmungsrunden in
den diversen Gremien im Entwurf fertig und wird nach dem noch ausstehenden OK
durch die Verkehrsministerien von Bund und Ländern Ende diesen / Anfang
nächsten Jahres als bundeseinheitliches Regelwerk für die Unfallkommissionen auf
den Markt kommen. Da sage noch mal einer, das Bohren dicker Bretter in der
Politik würde sich nicht lohnen.
Wir
Fahrerverbände stellen uns aber auch in anderer Form unserer Verantwortung für
die Verkehrssicherheit. In der öffentlichen Diskussion über vermeintliche
„Motorradraser“ wird häufig verschwiegen, daß mehr
als die Hälfte der getöteten Motorradfahrer/innen ohne eigene Schuld ums Leben
kommen. Sie werden von anderen Verkehrsteilnehmern, im Regelfall von
unaufmerksamen PKW-und LKW-Fahrern aus dem Leben gerissen.
Mit der
aktiven Unterstützung von Verkehrssicherheitsaktionen der Polizei und anderer
Institutionen leisten wir einen Beitrag, auch die eigene Klientel zu
vorausschauender und defensiver Fahrweise anzuhalten.
Über
unsere bisherigen Beiträge zur Kampagne „Runter vom Gas“ des Bundesministeriums
für Verkehr und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat hatte Sandra Demuth vom
DVR im Jahr 2012 an dieser Stelle berichtet. Die drei Comic-Hefte der Kampagne
zum Thema Motorradsicherheit, „Fahren mit Hirn“, „Besser ankommen mit Hirn“ und
„Fit bleiben mit Hirn“, die mit unserer Hilfe entwickelt wurden, werden auf
unseren Infoständen auf Motorradmessen und Veranstaltungen verteilt und sind
große Renner. Alle drei Broschüren könnt Ihr natürlich auch an unserem
MID-Stand abgreifen.
Heute
haben wir erneut die Kampagne „Runter vom Gas“ hier auf dem Gelände und
anschließend in Frankenstein zu Gast. Mit der Aktion „Echte Männer rasen
nicht" bzw. „Starke Frauen rasen nicht" will sie Bikerinnen
und Biker zum Fahren mit angemessener Geschwindigkeit
motivieren. Dazu wird ein Foto mit einem entsprechenden Schild in der Hand
gemacht und auf der Homepage der Aktion veröffentlicht.
Gerade
unsere Zusammenarbeit mit dem DVR hat bewiesen, daß
es viele erfolgreiche Ansätze gibt, die „Zielgruppe Motorradfahrer“ richtig
anzusprechen. Ich bin mir sicher, daß wir auch in der
Zukunft einen wichtigen Part dazu beisteuern werden. Denn wir dürfen nicht
tatenlos zusehen, wie mancher Motorradfahrer mit dem Drehen am Zündschlüssel
offenbar sein Gehirn ausschaltet.
Stolz sind
wir auch auf den ersten Preis im Ideenwettbewerb „Sicher auf Landstraßen“ des
Bundesverkehrsministeriums, mit dem das von der Biker
Union entwickelte Konzept der sogenannten Bitumenrallyes
im Jahr 2013 ausgezeichnet wurde. Die Grundidee einer Bitumenrallye
ist, auf einer Ausfahrt den Straßenzustand zu überprüfen und Gefahrenstellen
für Motorradfahrer zu dokumentieren. Im Fachjargon der Verkehrsingenieure heißt
so etwas „Bestandsaudit“, allerdings aus dem Blickwinkel des motorisierten
Zweiradfahrers als Benutzer der Straße.
Die für
die Durchführung einer Bitumenrallye notwendigen
Unterlagen stehen im Internet kostenfrei zum Download zur Verfügung. Nicht nur
Fahrerverbände, sondern auch Motorradclubs, Motorradstammtische und
Einzelpersonen haben sich bereits beteiligt. Ergebnisse sind zum einen die
Dokumentation von Problemstellen und die Festlegung der erforderlichen
Maßnahmen zur Problembehebung, aber auch das Schärfen des Blicks der Profis im
Straßenbau und der Straßenunterhaltung für die spezifischen Probleme des
motorisierten Zweirads.
Wie schon
mehrfach erwähnt, steht auch das zwanzigste Hambacher Bikerfest
unter dem Motto „für Verkehrssicherheit -gegen Diskriminierung“, zwei Begriffe,
die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Über
Verkehrssicherheit habe ich bereits ausführlich gesprochen. Diskriminierung von
Motorradfahrern: ist das überhaupt noch ein Thema? Die Zeiten, daß Motorradfahrer als arme Schlucker
galten und bei der Zimmersuche im Hotel abgewiesen wurden, sind doch schon
lange vorbei.
In vielen
Bereichen mag das stimmen. Eine krasse Form der Diskriminierung aller
Motorradfahrer stellt aber das Thema Streckensperrungen dar. Unsere Verfassung
garantiert das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Dazu gehört, daß wir als Bürger das Recht auf einen Ausflug auf
öffentlichen Straßen auch in Naherholungsgebiete haben, egal ob mit dem PKW,
dem motorisierten Zweirad oder als Fahrradfahrer. Soweit die Theorie.
In der
Praxis sieht das in vielen Gegenden unserer Republik aber anders aus. Der
Ausflug des Motorradfahrers endet am Wochenende an vielen Stellen vor einem
„Einfahrt Verboten“Schild, das nur für motorisierte
Zweiräder gilt. Streckensperrungen für Motorradfahrer sind in vielen
landschaftlich reizvollen Gegenden eher die Regel als die Ausnahme.
In den
meisten Fällen werden die Unfallzahlen als Grund für die Sperrung der Straße
angeführt. Schaut man jedoch genauer hin, bricht diese Argumentation schnell in
sich zusammen. Allen Strecken ist gemeinsam, daß es
sich um sogenannte „Motorradstrecken“, also Straßen mit erhöhtem
Motorradaufkommen, handelt. Die Anwohner fühlen sich von den Motorrädern
belästigt und haben sich zum Teil in Bürgerinitiativen zusammengeschlossen.
Besonders kritisch wird es, wenn „Promis“ an der Strecke wohnen, die ihre guten
Beziehungen spielen lassen.
In den
letzten, knapp zwanzig Jahren ist es uns in Zusammenarbeit mit den zuständigen
Behörden gelungen, an vielen Stellen der Bundesrepublik geplante
Streckensperrungen zu verhindern. Gerade in letzter Zeit wurden an mehreren
Orten neu eingerichtete Streckensperrungen umgehend von den zuständigen
Gerichten gekippt. Bei vielen Verwaltungen ist die Erkenntnis gereift, daß Streckensperrungen allenfalls als „ultimo ratio“, also als letztes Mittel einer ganzen Kette
möglicher Maßnahmen gegen Motorradunfälle vertretbar sind. Denn durch eine
Streckensperrung verlagern sich der Verkehr und damit auch ein großer Teil der
Motorradunfälle auf andere Straßen. Damit wäre also nichts gewonnen.
Trotzdem
scheint der Druck aus der örtlichen Bevölkerung manchmal so groß zu sein, daß selbst an Stellen, an denen straßenbauliche Maßnahmen
erste Erfolge zeigen, die Strecke für Motorradfahrer gesperrt und sehenden
Auges die Klatsche vom Gericht eingesteckt wird. Man hat es wenigstens
versucht. Bezahlen tut das alles der Steuerzahler, also auch wir
Motorradfahrer.
Eine
dieser Streckensperrungen ist der Aufhänger für unser Hambacher Bikerfest. Keine zehn Kilometer Luftlinie entfernt liegt
das malerische Elmsteiner Tal. Auch dort heißt es in
den Sommermonaten: wir Motorradfahrer müssen am Wochenende draußen bleiben.
Bereits seit vielen Jahren gibt es dort eine Streckensperrung nur für
Motorräder, die mit einer Häufung schwerer Motorradunfälle begründet wird.
Zudem beschwerten sich die Anwohner über die Verkehrsbelastung und die Störung
ihrer sonntäglichen Ruhe.
Selbstverständlich
hat das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit auch seine Grenzen.
Wenn
Anwohner einer vielbefahrenen Ausflugsstrecke für Motorradfahrer am Wochenende
kaum noch zur Ruhe kommen, weil ihnen bei schönem Wetter von Freitag bis
Sonntag der infernalische Lärm aus ausgeräumten Auspuffanlagen das Leben zur
Hölle macht, ist auch das ein massiver Eingriff in die freie Entfaltung der
Persönlichkeit, nämlich die der Anwohner.
Das
Problem ist die Verhältnismäßigkeit der Mittel, ein Grundprinzip unserer
Verfassung. Im Fall unzumutbarer Lärmbelästigungen kann man auch ohne den
Eingriff in die Grundrechte der Motorradfahrer etwas machen. Im Regelfall wird
der Lärm von illegalen Auspuffanlagen erzeugt. Die kann die Polizei im Rahmen
von Kontrollen problemlos aus dem Verkehr ziehen.
Gleiches
gilt für die „Raser“ auf den jeweiligen Strecken. Nichts spricht sich so
schnell unter den Betroffenen herum, wie regelmäßige Polizeikontrollen auf von
Motorradfahrern häufig genutzten Straßen.
Das immer
wieder aufgewärmte Argument, man hätte dafür nicht genügend Einsatzkräfte, ist
eine Bankrotterklärung unseres Staates, die wir nicht akzeptieren. Ist schon
mal einer auf die Idee gekommen, in bundesdeutschen Innenstädten eine
nächtliche Ausgangssperre zu verhängen, weil sich dort Überfälle auf Passanten
häufen, die Polizei aber nicht genug Beamte hat, das zu verhindern? Eine
absurde Idee? Natürlich! Aber genau das passiert bei Streckensperrungen. Weil
sich einige nicht an die Regeln halten, werden kurzerhand alle ausgesperrt.
Auch die
Streckensperrung im Elmsteiner Tal basiert auf
fragwürdigen Grundlagen. Durch eine Anwendung der Maßnahmenpakete des MVMot und die neuen technischen Möglichkeiten,
Motorradraser aus dem Verkehr zu ziehen, ist die Argumentation pro
Streckensperrung längst in sich zusammengefallen. Leider ist bis heute nichts
passiert. Das Tal ist auch in diesem Jahr in den Sommermonaten für motorisierte
Zweiradfahrer gesperrt.
Wir wollen
mögliche Probleme nicht verniedlichen. Denn auch unter uns Motorradfahrern gibt
es „schwarze Schafe“, die sich nicht an die Regeln halten. Die Sperrung einer
öffentlichen, aus Steuergeldern finanzierten Straße für eine bestimmte
Fahrzeugklasse ist aber ein erheblicher Eingriff in garantierte Grundrechte.
Dafür muß es zwingende Gründe geben. Im Elmsteiner Tal kann ich die auch bei gutem Willen nicht
erkennen.
Ich weiß, daß wir es im Elmsteiner Tal mit
einem schwierigen Fall zu tun haben. Denn die Fronten sind verhärtet. Wie
grotesk die Situation im Elmsteiner Tal ist, zeigt
ein Zeitungsartikel aus der örtlichen Presse von vorgestern. Dort wird in einem
Kommentar zu unserer Veranstaltung geschrieben, ich zitiere: „Das 20. Jubiläum
wäre ein guter Anlaß, den Anachronismus
Motorrad-Demonstration gegen die Sperrung der L499 an wenigen Tagen im Jahr
einzustellen“. Als Grund dafür wird ausführlich auf den Umweltfrevel durch unserer Demo eingegangen, gegen den die zuständigen Behörden
nicht vorgehen. Streckensperrung nur an wenigen Tagen im Jahr? Ein
Umweltdesaster durch unsere ca. 1,5 Stunden lange Motorrad-Demo durch die
gesperrte Strecke? Bin ich im falschen Film?
Vor zwei
Jahren wurde in einem Kommentar in der gleichen Zeitung der Untergang des
Abendlands beschworen, nein, sorry, es war nur der Untergang des Pfälzer Walds,
weil wir wegen Bauarbeiten auf unserer Demo durch das Elmsteiner
Tal eine Umleitung durch den Ortskern von Frankeneck fahren mußten.
Natürlich
ist es das gute Recht der Presse, kritisch über unsere Veranstaltung zu
berichten. Auch die Pressefreiheit ist ein elementares Grundrecht, das wir
selbstverständlich respektieren. Erstaunlich ist, daß
die sonstige Berichterstattung in den Medien über das Hambacher Bikerfest in den vielen Jahren durchweg positiv war. Nur
aus einer Feder beißende Kritik?
Plötzlich
fällt einem wieder ein Vorfall aus dem Jahr 2011 ein. Die Kommentarschreiberin
hatte damals gegenüber der Biker Union eine
Verletzung des Urheberrechts beanstandet, weil in deren Mitgliederzeitschrift
BU aktiv ein Ausriß mit einem ihrer Artikel
abgedruckt war, allerdings mit ordnungsgemäßer Quellenangaben. €
200,-Schadensersatz plus knapp € 360,-Anwaltsgebühren sollte die BU bezahlen,
was sie aber nicht tat. Vor Einleitung des Gerichtsverfahrens verlief die Sache
dann im Sand. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Doch
zurück zur Streckensperrung im Elmsteiner Tal. Vor
zwei Jahren hat der zuständige Landrat, Hans-Ulrich Ihlenfeld,
in seinem Grußwort zum Hambacher Bikerfest seine
Gesprächsbereitschaft über die Probleme im Elmsteiner
Tal betont. Ein Termin ist aus Zeitgründen bisher nicht zustande gekommen, ein
gutes Beispiel für die begrenzten Möglichkeiten unseres ehrenamtlichen
Engagements. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Deshalb soll an dieser
Stelle noch einmal unsere Forderung unterstrichen werden: die Streckensperrung
für Motorradfahrer im Elmsteiner Tal muß endlich weg.
Zum Schluß meines Vortrags komme ich noch einmal auf meine
einleitenden Worte zurück.
Unser diesjähriges Hambacher Bikerfest ist ein
weiterer, wichtiger Schritt der MID Motorrad Initiative Deutschland e.V. im
Kampf für die Interessen aller Motorradfahrer. Denn durch diese Veranstaltung
wird immer wieder deutlich, daß der alte Spruch
„getrennt marschieren vereint schlagen“ seine Gültigkeit nicht verloren hat.
Die
Zusammenarbeit der Verbände hat sich nicht nur in politischen Fragen bewährt,
sondern auch bei der Vorbereitung und Durchführung der heutigen Veranstaltung.
Manches mußte auch in diesem Jahr „mit der heißen
Nadel“ gestrickt werden. Denn die Organisation liegt nun einmal nicht in den
Händen einer professionellen Event-Agentur, die sich hauptberuflich mit solchen
Aufgaben beschäftigt. Die Verantwortlichen vor und hinter den Kulissen machen
das alles in ihrer knappen Freizeit, im Urlaub und am Wochenende. Das soll an
dieser Stelle noch einmal deutlich herausgestrichen werden. Und dafür möchte
ich mich hier noch einmal ausdrücklich bedanken.
Auch in
den nächsten Jahren werden wir das Schloß als Kulisse
für das Hambacher Bikerfest nutzen. Vielleicht ist ja
zum 21. Jubiläum des Hambacher Bikerfests das Thema
Streckensperrung im Elmsteiner Tal endlich
Geschichte. Dann müßten wir uns einen neuen Aufhänger
für unser Fest einfallen lassen. Aber ich bin mir sicher, daß
das niemanden traurig stimmen wird. Uns wird da schon etwas einfallen.
Schließen
möchte ich meine Ausführungen mit dem Aufruf, der schon meine Reden in den letzten
Jahren beendet hat: gemeinsam sind wir in der Lage, große Dinge zu bewegen. Pakken wir es an! Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und
Geduld.
Rolf
„Hilton“ Frieling
1.
Vorsitzender der MID Motorrad Initiative Deutschland e.V.
Vorsitzender der Biker Union e.V.
Homburger Landstraße 350, 60433 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 7 24 06 80, Mobil: 0171 / 6 80 23 76, frieling@t-online.de
4. August
2018