Grußwort der IGG zum Hambacher Bikertreffen


Ich habe lange überlegt, was ich euch als Grußwort zum Hambacher Bikertreffen sagen soll.

Eines war für mich natürlich von vornherein klar: Meine Worte sollen auf jeden Fall einen Bezug hier zum Ort des Biker Festes und dessen Motto haben.

So stehe ich voll und ganz hinter den Bemühungen der MID; die sich die Aufgabe gestellt hat, das Fahren mit dem Motorrad sicherer zu machen und ich unterstütze insbesondere auch deren Anliegen, die Akzeptanz von Motorradfahrern und Rockern zu stärken und Vorurteile und Benachteiligungen abzubauen bzw. abzuwenden.

Für mich persönlich steht Hambach als Synonym für Aufbruch, Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.

Damit sind für mich die Bedingungen für Demokratie, als auch für das Motorradfahren schon einmal vorweg genannt. Man könnte noch Begriffe wie Respekt und Anerkennung hinzufügen.

Aber: wie geht das zusammen? Auf der einen Seite fordert man die Einlösung demokratischer Rechte und auf der anderen Seite erwartet man die staatliche Garantie, einem Hobby wie dem Motorradfahren ungehindert nachgehen zu können.

Kollidieren hier nicht zwei gleichrangige Forderungen miteinander?

Nämlich zum Einen, die eigene Freiheit und Unabhängigkeit ausleben zu können, indem der Wert auf die Achtung seiner eigenen Interessen und Rechte gelegt wird, und zum anderen die Zumutung der Anerkennung seitens des Anderen, die wie selbstverständlich gegeben sein soll.

Wie kann es nun gelingen beiderlei Rechte zu respektieren und zu tolerieren?

Ich meine, dies kann folglich nur gelingen, wenn auch wir eigene Vorurteile abbauen und offener mit anderen Menschen umgehen.

Die geforderte Toleranz wird genau in dem Moment bedenklich, wenn man selbst zum Opfer unreflektierter Gefühlslagen wird.

Ja zum Beispiel: wenn man schuldlos für Dinge in Haftung genommen wird, wie ein zu lautes Motorrad oder für Rennfahrten auf der „Hausstrecke“.

Für Dinge die man womöglich selbst verurteilt.

Und schließlich kennt jeder von uns Sätze wie: „ich hab ja eigentlich nichts gegen Motorradfahrer, wenn da nicht …!

Oder: Es gibt halt solche und solche, aber die Raser (…)und die Lauten (…!) und außerdem!!!

Also Aussagen, in denen die eigene Einstellung im Unterschied zu denen der Anderen als Ausnahme betont und zugleich zur Regel erklärt wird.

Und es sind vor allem immer solche gemeint, die nicht ins Weltbild oder in das wohlverdiente Wochenende respektive den Feierabend passen.

Als Motorradfahrer ist man somit öfters mit einer Reihe von Vorurteilen, Stereotypen und Diskriminierungen konfrontiert.

Und Selbst ist man natürlich auch nicht frei und immer wieder geneigt Andere in bestimmte Schubladen zu stecken. Ja, irgendwie rutscht man da hinein, ohne genau sagen zu können, warum und weshalb man jetzt mit diesem oder Jenem nichts zu tun haben will. Warum diese oder jene Ablehnung lediglich ein Gefühl ist, weiß man i.d.R. nicht zu sagen.

Es sind vor allem eine Reihe negativer Stereotype die uns als Motorradfahrer das Leben schwer machen.

Was immer in den Klagen der Beschwerdeführer gegen Raser und Lärmverursacher angeführt wird, stets lässt sich mit Sicherheit mindestens ein Exemplar dieser Zeitgenossen in der LEBENSWIRKLICHKEIT unserer Mitmenschen finden. Es wird dann aber nicht nur der konkrete Raser oder Krachmacher verurteilt, nein.

Denn es ist effektvoller, wenn man die Gleichung auf macht Motorrad=Krach oder Motorradfahrer=Raser oder besser noch zu gleichen Teilen eine Kombination aus allen Elementen.

Gleiches machen uns die Medien mit ihren reißerischen  Headlines vor. „Die Todesreiter oder die donnernden Maschinen lassen sich einfach besser verkaufen. Eine Razzia des SEKs bei den Hells Angels oder den Bandidos ist in den Nachrichten um 19.00 oder 20.00 Uhr und auf Seite 1 der überregionalen Zeitung besonders gut platziert. Während eine Behindertenfahrt mit Gespannen oder der Toyrun eines Harley Chapter es gerademal  in den Teil für Regionales schafft.

Ja, im Prinzip ist es immer wieder ein Dreiklang von Vorurteil Stereotyp und Diskriminierung mit dem man als Motorradfahrer zu kämpfen hat. Und dieser Dreiklang speist sich vor allem aus einer unmittelbar empfundenen Ablehnung gegen alles was sich zunächst nicht recht einordnen lässt.

Folglich, so scheint mir, haben wir es mit einem nicht durchbrechbaren Muster für mögliche Diskriminierung zu tun.

So verstehe ich uns und unsere Arbeit in der MID,  ob  Biker Union oder IGG,  VCM  oder   Bikers Cooperation als notwendige und wertvolle Gemeinschaft, die diese Muster aufdeckt, wachrüttelt und auf derlei Diskrimierungsansätze hinweist und sich bemüht diese zu widerlegen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Mut und Erfolg in unserem weiteren Bemühen um die Sache.

 

Das Grußwort als PDF