Rudi Ebel
Fahrlehrerverband Pfalz e.V.
Vorsitzender Pfalz und 2. stellvertr. Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände

(Foto: Klaus Schumacher)

(Kurzfassung - Es gilt das gesprochene Wort)

Kompliment und Dank an die Veranstalter, die ein Programm aufgezogen haben, das die Sicherheit der Motorradfahrer in den Vordergrund stellt.

Bei aller Diskussion über die Gefährlichkeit des Motorradfahrens und allen Appellen bezüglich Sicherheit der Strecken und der Motorräder, der Mensch zeigt sich auch hier als das schwächste Glied in der Kette. Er verursacht in den meisten Fällen den Unfall, nicht der Zustand der Straße oder des Motorrades. Auch Feststellungen, daß an den Unfällen zwischen Motorradfahrern und Autofahrern großteils der Autofahrer schuld ist, lösen das Problem nicht. Wir müssen uns verstärkt mit den motorradfahrenden Menschen beschäftigen, uns mit den Schwächen auseinandersetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Das will ich jetzt gerne tun und deshalb freue ich mich über die Einladung zu dieser Veranstaltung. Als Vertreter der Fahrlehrerschaft will ich nun mit Ihnen darüber nachdenken, ob die Motorradfahrerausbildung ausreichend, praxisbezogen und insbesondere zielgerichtet ist. Das heißt, was soll der Anfänger, nur auf sich gestellt, im Straßenverkehr leisten können, wenn Ausbildung und Prüfung beendet sind und er seinen Führerschein in der Tasche hat.

Wir alle wissen, daß Fahranfänger, gleichgültig, ob auf 2 oder 4 Rädern, überpropotional an Unfällen beteiligt sind. Die landläufigen Begründungen lauten oft Unerfahrenheit, mangelndes Wissen, Nichtbeherrschen des Fahrzeugs usw. Aber m. E. ist ein ganz wesentlicher Faktor die mit der Beendigung der Fahrausbildung verbundene Selbständigkeit. Jetzt entscheidet er, ob die Geschwindigkeitsbeschränkung eingehalten wird und ob die Kurve nicht noch schneller durchfahren werden kann. Jetzt greift der oft grausame Kreislauf von Versuch – Irrtum – Folgen. Ich muß zugeben, daß die Fahrausbildung noch stärker auf das Verhalten nach der Fahrprüfung abgestimmt werden muß. Das Pauken von gesetzlichen Regelungen ist wichtig. aber die Diskussion im theoretischen Fahrunterricht und in den Fahrstunden über Gefühle beim Fahren, ihre oft gefährlichen Auswirkungen und die möglichen Bewältigungsstrategien sind oft noch wichtiger für die Zukunft des Motorradfahrers.

Wir Fahrlehrer müssen ständig dazulernen, das verlangt der moderne Straßenverkehr und die Verkehrspolitik. Mit der Umsetzung der 2. EU-Führerscheinrichtlinie ab 01.01.1999 hat sich bei der Fahrausbildung einiges an Umfang und Inhalt geändert, es trägt einer verbesserten Ausbildung Rechnung, aber halt nur dann, wenn Lehrer und Fahrschüler, aber auch das Fahrschülerumfeld von der Wichtigkeit einer guten Vorbereitung auf das spätere Fahren überzeugt sind. Gerade beim Motorradfahren zeigt sich, daß Fehler meist schwere Folgen nach sich ziehen. Der Unfalltyp "Abkommen von der Fahrbahn" ist beim PKW-Unfall oft nicht festgehalten, das Fahrzeug wird aus dem Graben gezogen und keine Polizei erfährt davon. Beim Motorrad-Unfall führen die Verletzungen des Fahrers ober Beifahrers zwangsläufig zur Hilfestellung der Polizei und einer entsprechenden Registrierung.

Die Deutschen Fahrlehrerverbände mit ihrem Dachverband, der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. bemühen sich schon seit einigen Jahren um eine gute Ausbildung und Fortbildung der Fahrlehrer. Zur Zeit wird die 3. Überarbeitung eines curricularen Leitfadens für die Motorradausbildung fertiggestellt, sie soll Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern zur fundierten und zukunftsorientierten Fahrausbildung dienen. Kurzum, wir Fahrlehrer sind uns unserer großen Verantwortung bewußt, aber wir wissen auch, daß es wichtig ist, daß bei jungen Menschen die Bereitschaft zur sozialen Verantwortung nicht erst in der Fahrschule geweckt werden kann. Wer in der Schulzeit in der Hofpause andere umrennt und schlägt, wer mit dem Fahrrad den Bürgersteig zum Horrorfeld für ältere Menschen macht, der wird nicht ohne weiteres in den Fahrstunden lernen, Rücksicht auf andere zu nehmen. Hier ist die Gesellschaft gefordert, die Eltern, die Schule, die Fahrschule aber auch die Verbände mit ihren Möglichkeiten, Weiterbildung für Motorradfahrer zu betreiben.

Heute hat sowohl ein Verband als auch einige Politiker und die Polizei einen Schritt in die richtige Richtung getan. Hierzu kann man nur gratulieren.