Gila Altmann, MdB
Parlamentarische Staatssekretärin bei dem Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

(Foto: BMU)

Wegen anderer Termine konnte Frau Altmann leider nicht kommen. Deshalb wurde dieser Text von Rolf Frieling gelesen.

Grußwort

Liebe Motorradfahrerinnen, liebe Motorradfahrer, liebe Biker,

die Anrede geht mir etwas zögerlich über die Tasten, denn der Eindruck, den Biker auf einen Großteil der Bevölkerung machen, ist sicherlich alles andere als "lieb" ! Vorurteile pflastern den Weg von Motorradfahrerlnnen und drängen sie oft in eine Exotenecke, die von Behörden scheinbar nur mit Reglementierung in den Griff zu kriegen ist. Biker sind aber schon lange keine Randgruppe mehr und haben - wie alle Verkehrsteilnehmerlnnen - Anspruch auf adäquate Berücksichtigung etwa bei der Planung von Verkehrsräumen oder beim Schutz vor spezifischen Unfallgefahren. Bitumenflickerei, scharfkantige Leitplanken oder längsgefräste Fahrbahnprofile sind Ausdruck jener Gedankenlosigkeit, der Jahr für Jahr Motorradfahrerlnnen zum Opfer fallen.

,,Ich kämpfe für meine Rechte" lautet das Motto eines Patches der Biker Union. Könnte man einen besseren Platz finden als dieses Hambacher Schloß, an dem vor rund 170 Jahren eine der ersten demokratischen Massenkundgebungen stattgefunden hat ? Beim Eintreten für die Rechte der Motorradfahrerinnen sollte aber nicht ausgeblendet werden, daß wir auch Mitverantwortung tragen für die negativen Auswirkungen der mobilen Gesellschaft.

Bei der Reduzierung der Schadstoff- und Lärmemissionen der Motorräder besteht dringender Nachholbedarf. Wenn Motorräder im Vergleich zu modernen Kleinwagen weiterhin einen deutlich höheren Verbrauch und ein Vielfaches an Emissionen aufweisen, muß den Herstellern durch klare Zielvorgaben und angemessene Fristen und den Bikern durch Steuervorteile für schadstoffarme Motorräder ein deutlicher Anreiz gegeben werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welche Schwierigkeiten es derzeit noch bereitet, ein vorhandenes marktübliches Motorrad mit einem G-Kat nachrüsten zu lassen.

Motorisierte Zweiräder können in künftigen Verkehrssystemen eine wichtige Funktion übernehmen. Sie sind wendig, benötigen weniger Verkehrsraum und Stellflächen als beispielsweise PKW, verbrauchen bei der Herstellung weniger Ressourcen und haben auch bei der Entsorgung bzw. Wiederverwertung einige Vorteile. Der Stellenwert des Motorrades im Rahmen zukunftsfähiger intelligenter Mobilitätskonzepte wird aber entscheidend davon abhängen, inwieweit es den Anforderungen an eine umweltschonende, nachhaltige Betriebsweise entspricht. Eine Verschärfung der Umweltvorschriften ist deshalb nicht gegen das Motorrad und schon gar nicht gegen die Motorradfahrerlnnen gerichtet. Klar - ein Bike fährt auch ohne Wald. Aber wer bewegt sein ,Mopped' schon gerne durch geschaffte Landschaften, vorbei an Ödland und Industriebrachen ?

Ich würde mich daher freuen, wenn wir gemeinsam Überzeugungsarbeit leisten und auf allen Ebenen an der Verbesserung der Standards arbeiten könnten. Am 25. September findet auf Initiative des Bundesumweltministeriums eine ganztägige Veranstaltung zu diesem Thema in Berlin statt. Ich habe mich sehr gefreut, daß von Seiten der Biker Union und der Kuhlen Wampe bereits mehrere Anmeldungen vorliegen und sehe mit Spannung den Fachdiskussionen entgegen.

Ich wäre heute gerne hier gewesen - schon um den Anteil der Motorradfahrerinnen zu erhöhen. 9% weibliche Mitglieder bei der Biker Union sind wahrlich kein Ruhmesblatt. Ich wünsche mir in Zukunft mehr Frauenpower und Euch allen ein umweltbewußtes und unfallfreies Wochenende, viele nette Kontakte und interessante Benzingespräche.

Herzliche Grüße
Gila Altmann